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31. Mai 2023
Jürgen Baltes
Strategien gegen steigende Kosten

Zeitungen werden digital

Steigende Kosten und sinkende Auflagen stellen die Zeitungen vor Probleme. Die wichtigste Antwort darauf lautet Paid Content. Mit den richtigen Strategien lassen sich durchaus digitale Abonnement-Erlöse erzielen, wie die aktuelle Studie „Trends der Zeitungsbranche 2023“ des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) zeigt.
Person arbeitet am Laptop und Tablet
Foto: YB/Adobe Stock

Demnach sehen die 131 befragten Entscheider vor allem drei Risiken: die steigenden Kosten in der Zustellung, einen verschärften Rückgang der Print-Vertriebserlöse sowie den Fachkräftemangel. Allein die Zustellkosten sind heute gegenüber 2015 von 29 auf 59 Cent pro Exemplar gestiegen. Bis 2025 wird ein weiterer Anstieg auf 70 Cent erwartet. Neben den Zustellkosten sind auch Druck (+4%), Redaktion (+2%) und Energie (+11%) teurer geworden.

Als Reaktion darauf wollen die Zeitungsverleger vor allem versuchen, Print-Abos in E-Paper umzuwandeln, aber auch Zustellzeiten aufzuweichen oder Extraentgelte für aufwendige Zustellungen verlangen. Nach Einschätzung der Verlage dürften sich in den kommenden drei Jahren 10 bis 20 Prozent der Abos auf E-Paper umstellen lassen. Drei von vier Befragten glauben, dass sich durch E-Paper die Rückgänge im Print-Geschäft kompensieren lassen.

Ein wichtiger Hebel für die Verlage ist indes Paid Content. Hier liegt die Priorität vor allem in der Gewinnung von Neukunden, für die „das Print-Angebot bislang nicht passend war“, wie es heißt. Dafür wird viel in neue Inhalte und Produkte investiert, um das Angebot attraktiver zu machen.

So planen die Verlage in den kommenden drei Jahren vor allem neue Podcasts (93 Prozent), Videos (91), digitales Storytelling (84), Datenjournalismus (82) und mehr konstruktiven Journalismus (80). Ziel sei ein „neues Level der Customer Experience“, wie es heißt.

Insgesamt glauben die befragten Verleger, dass ab 2026 das Wachstum der Digitalerlöse die Print-Rückgänge kompensieren wird. Während im Print-Segment dieses Jahr die Abo-Zahlen um fünf Prozent sinken dürften, die Vertriebserlöse um ein und die Werbeerlöse um drei Prozent, sollen die Umsätze aus E-Paper (+14%) und Paid Content (+23%) kräftig steigen. Für die Werbeerlöse im Digital Publishing wird ein Plus von sechs Prozent erwartet.

Insgesamt machen heute die Vertriebserlöse rund 70 Prozent, die Werbeerlöse rund 30 Prozent des Geschäfts aus. Dies soll nach überwiegender Einschätzung auch die kommenden Jahren so bleiben. Vor 20 Jahren war dies einmal umgekehrt.

Größte Herausforderung bei der Digitalisierung stellt für die Verlage indes der Bedarf an Fachkräften dar. Rund 80 Prozent sehen dies als größtes Hemmnis. Zum Vergleich: Das Ganze zu finanzieren oder Akzeptanz bei den Kunden zu schaffen, sehen nur 35 beziehungsweise 29 Prozent als zentrales Problem.

Damit einher geht auch ein Wandel der Unternehmenskultur sowie der Präsentation als attraktiver Arbeitgeber. Letztlich suchten alle Verlage ihre individuellen Wege zu einer modernen und zukunftsgerichteten Unternehmenskultur, sagt dazu BDZV-Geschäftsführerin Katrin Tischer. Einzelne sind in der 32-seitigen Studie dokumentiert, die hier als PDF zum Download bereitsteht.

Fachjournalist
Jürgen Baltes

Der Diplom-Volkswirt Jürgen Baltes arbeitet seit über 20 Jahren als Fachjournalist für Wirtschafts- und Digitalthemen. Er lebt in Überlingen am Bodensee.

Porträtfoto Jürgen Baltes
Foto: Grave passenger/Adobe Stock
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