Wie Arbeitgeber die Generation Z für sich gewinnen
Keine Generation ist aktiver auf Jobsuche als die Generation Z, zeigen Studien. Fast die Hälfte ist offen für einen Jobwechsel, hat erst kürzlich eine Studie von Forsa im Auftrag von Xing (Link) ergeben. Jeder Siebte ist sogar aktiv auf Stellensuche – das sind etwa doppelt so viele wie der Durchschnitt der anderen Generationen. Auch die Generation davor, die zwischen 1981 und 1995 geborenen Millennials, sind zwar wechselwillig, aber doch etwas weniger ausgeprägt. Prinzipiell gilt: Je jünger Mitarbeiter sind, desto offener sind sie für Jobwechsel.
Die Xing-Studie sieht in der Generation Z bereits „die illoyalsten Jobber aller Zeiten“. Diese Generation sei nicht gekommen, um lange bei einem Arbeitgeber zu bleiben, heißt es. Agilität und Flexibilität – wohlgemerkt bei gleichzeitig sinnerfüllender Arbeit und gutem Gehalt – stünden für die oft gut qualifizierten Nachwuchskräfte ganz oben auf der Agenda.
Doch was genau macht die junge Generation offen für einen Jobwechsel. An erster Stelle ist es auch hier – ganz klassisch – ein als zu niedrig empfundenes Gehalt (49%). Gleich darauf folgt aber zu viel Stress (42%). Für 27 Prozent spielt auch die Führungskultur eine Rolle. Von Arbeitgebern erwartet die Generation Z vor allem flexibles Arbeiten (74%), gutes Gehalt (72%), gutes Teamwork (68%) und Sinnerfüllung (58%). Eine Vier-Tage-Woche würden vier von fünf begrüßen. Ein Treiber für die Jobsuche ist hier auch – mehr als in anderen Generationen – schlicht die Lust auf Abwechslung (38%).
Für Unternehmen klingt dies nach einer Herausforderung. Mitarbeiterbindung und strategisches Recruiting werden laut Xing wichtiger denn je. Denn bereits in zehn Jahren wird die Generation Z gemeinsam mit den Millennials den Großteil der Beschäftigten stellen.
Die IHK München (Link) etwa sieht das Ganze so: Noch stärker als die Millennials wachse die Generation Z mit dem Wissen auf, dass ihre Arbeitskraft äußerst gefragt sei. Unternehmen müssten die Zielgruppe denn auch aktiv umwerben.
Gleichzeitig ist die Generation komplett in der digitalen Welt groß geworden und hat viele analoge Prozesse gar nicht mehr kennen gelernt. Daher wollten sich die meisten jungen Menschen auch nicht mehr auf langwierige analoge Bewerbungsprozesse einlassen. Das Ganze muss schnell und digital ablaufen, ob per Online-Plattform, E-Mail oder Social Media – und mit kurzen Reaktionszeiten.
Auch auf die weiteren Bedürfnisse können Arbeitgeber durchaus reagieren: Dem Wunsch nach guter Work-Life-Balance kann etwa mit flexiblen Arbeitszeiten oder der Möglichkeit eines Sabbaticals entgegengekommen werden. Sinnhaftigkeit kann nicht nur durch den Inhalt der Arbeit, sondern auch durch soziales oder ökologisches Engagement des Unternehmens entstehen. Das Bedürfnis nach Feedback und Wertschätzung kann durch regelmäßige Mitarbeitergespräche und Schulungen gestillt werden. Und auch dem Wunsch, Erfahrungen zu sammeln, kann durch Weiterbildung sowie das Übertragen von Verantwortung nachgekommen werden.
Eine Herausforderung sieht man bei der IHK indes im „Generationenmanagement“. Denn zwischen älteren Mitarbeitern und der Generation Z können bis zu 50 Jahre Altersunterschied liegen. Forderten heute bereits Azubis Privilegien, schufteten Ältere oft ohne Widerworte, heißt es. Erstere würden dann schnell als verwöhnt und unverschämt wahrgenommen, letztere als rückständig und altmodisch. Wichtig sei es daher, eine Kultur des Zusammenhalts zu schaffen. Schließlich glaubten fast 90 Prozent aller Arbeitnehmer, dass eine Belegschaft aus unterschiedlichen Altersklassen positiv fürs Unternehmen sei.
Der Diplom-Volkswirt Jürgen Baltes arbeitet seit über 20 Jahren als Fachjournalist für Wirtschafts- und Digitalthemen. Er lebt in Überlingen am Bodensee.